TV-Bericht : NÖ heute, 16.08.2016,
Störsender in Gefängnissen

15.000 illegale Handys und SIM-Karten in britischen Gefängnissen

Meckenheim, 19. Januar 2017
Ausnahmezustand in britischen Gefängnissen: Die Gewalt in den Anstalten gegenüber Bediensteten und Mitgefangenen nimmt immer weiter zu. Verzweifelt hat sich der Strafvollzugsbeamte einer Einrichtung in Manchester Mitte Dezember anonym mit einem Brief an die örtliche Tageszeitung, die Manchester Evening News, gewandt. Der Beamte machte darin öffentlich, dass er und seine Kollegen zunehmend Angst vor den Gewaltausbrüchen der Insassen hätten. Von Gefängnisleitung und Gesetzgeber fühlten sie sich alleine gelassen. Auch werde nichts gegen den wachsenden und teilweise offen ausgelebten Gebrauch von Drogen und illegalen Handys innerhalb der Gefängnismauern unternommen. Letzterer bliebe oftmals sogar ungeahndet.

Explosiver Anstieg illegaler Handys

Insbesondere die Zahl der in die Anstalten geschmuggelten Mobiltelefone ist im Jahr 2015 deutlich gestiegen: Mehr als 15.000 Handys und SIM-Karten wurden in britischen Gefängnissen über das Jahr sichergestellt. Die Dunkelziffer der tatsächlich eingeschleusten Geräte dürfte um ein Vielfaches höher liegen. Die Insassen nutzen die Handys zum Fortführen ihrer kriminellen Machenschaften, zur Beschaffung von Drogen und Handys, um Opfer und Zeugen zu terrorisieren sowie – ganz ungeniert - Bilder und Videos aus dem Gefängnis in den Social Media-Kanälen zu posten.

Angst unter Bediensteten wächst

Die Strafvollzugsbeamten fühlen sich nicht mehr sicher. Das hat Konsequenzen. Enorm hoch ist der Krankheitsstand unter ihnen, und immer mehr Beamte quittieren sogar ganz den Dienst. Die Folge: akuter Personalnotstand. Doch neue Mitarbeiter zu finden wird mit Zunahme des schlechten Rufs des Berufsbildes immer schwieriger. Hierzu trägt auch das wenig attraktive Gehalt bei, das mit ihm verknüpft ist. Im November schlossen sich daher 10.000 Strafvollzugsbedienstete einem landesweiten Streik an, um auf die prekäre Lage aufmerksam zu machen. Ein lauter Hilferuf.

Britische Regierung beschließt Maßnahmenpaket

Um die Krise in den britischen Gefängnissen zu bekämpfen, hat die Regierung jetzt ein Maßnahmenpaket verabschiedet und umgerechnet rund 650 Millionen Euro zur Finanzierung bereitgestellt. Mit dem Geld soll das Personal im Strafvollzug bis 2018 um insgesamt 2.500 Mitarbeiter aufgestockt werden. Weiterhin fließt es in die Sanierung und technische Ausstattung einiger besonders in die Jahre gekommener Gefängnisse.

Rund 16,4 Millionen Euro wurden bereits investiert, um zehn der herausforderndsten Einrichtungen um 400 neue Mitarbeiter zu verstärken. 3,5 Millionen Euro wurden für die Einrichtung eines Zentrums (Intelligence Hub) zur Aufklärung der zunehmenden Kriminalität hinter Gittern verwendet.  Sicherheitsminister Ben Wallace bekräftigt: „Die Gefangenen befinden sich hinter Gittern, um die Gesellschaft vor ihren Handlungen zu schützen. Es ist daher vollkommen inakzeptabel, wenn sie ihr kriminelles Leben hinter den Gittern fortführen können.“

Handys sperren oder blocken?

In drei besonders berüchtigten britischen Haftanstalten, einem Hochsicherheitsgefängnis sowie jeweils einer Haftanstalt in London und in Nordengland, wurde weiterhin Mobilfunkunterdrückungs-technik installiert. Sie soll Anfang des Jahres in Betrieb genommen werden. Die technische Aufrüstung an diesen Standorten ist eine ergänzende Maßnahme zu einem Ende November unterzeichneten und von der Regierung als bahnbrechend gefeierten Abkommen, das die Sperrung widerrechtlich genutzter Handys und SIM-Karten im Strafvollzug durch die Mobilfunkbetreiber regelt.

Kritiker des Abkommens wie der ehemalige Strafvollzugs-Hauptinspektor David Ramsbotham hegen an der Wirksamkeit des Abkommens allerdings starke Zweifel. Seiner Erfahrung nach würden die Insassen sie unterlaufen, indem sie sich einfach sofort nach der Sperrung neue SIM-Karten beschafften. Als praktikablere und insbesondere effizientere Lösung des Problems verwendet Ramsbotham sich für die landesweite Ausrollung von Blockertechnik in alle Anstalten.

  Kurzinfo MobileWall